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Angedacht

Ferne und Nähe

24 8 9 Titel

Viele packt in diesen Wochen das Fernweh. Raus aus dem engen Horizont des Alltags, auf in den Urlaub, auf zu neuen Horizonten. Horizonterweiterung tut gut. Das nebenstehende Bild steht dafür: Im Vordergrund blühende und duftende Lavendelfelder, in der Mitte ein Kornfeld mit Bäumen und im Hintergrund eine Bergkette mit Wolkenbergen darüber.

Im Urlaub wird Fernweh gestillt und manchmal auch Heimweh geweckt, wenn wir dann auch wieder gerne nach Hause zurückkehren. Beides hat mit Sehnsucht zu tun, sowohl das Fernweh als auch das Heimweh. Die Ferne ist schön, die Nähe aber auch.

Im Monatsspruch für September aus Jeremia 23,23 ist allerdings von einer Ferne die Rede, die uns auf den ersten Blick gar nicht gefällt: „Bin ich nur ein Gott, der nahe ist, spricht der HERR, und nicht auch ein Gott, der ferne ist?“

Wir wünschen uns doch einen Gott, der uns immer nahe ist. Und im Neuen Testament erfahren wir auch, dass Gott uns in Jesus Christus ganz nahegekommen ist.

Jeremia macht aber deutlich, dass es auch Momente geben kann, in denen Gott ferne ist. Kann es unter Umständen daran liegen, dass wir uns einen nahen Gott wünschen, der uns aber nicht zu nahetritt? Nicht mit allem, was wir tun, ist Gott einverstanden. Wenn wir das nicht einsehen, wäre es dann verwunderlich, dass Gott nicht auch einmal auf Distanz zu uns geht?

Es könnte auch sein, dass der Prophet hier vor der Vereinnahmung Gottes durch uns Menschen warnen will. Gott bleibt der ganz andere und heilige Gott. Den nahen Gott können wir nur erfahren, wenn er als Gott gleichzeitig immer auch unverfügbar und damit in gewisser Weise ferne bleibt.

Auf dem Bild sehen wir die Berge in der Ferne. Aber sie sind trotzdem da. Man kann sich ihnen nähern. Wenn Jeremia sagt, dass Gott ferne sein kann, heißt das nicht, dass Gott dann abwesend ist. Nein, er ist da, man kann sich ihm auch nähern, so wie man sich der Bergkette nähern kann.

Manchmal kommt es auch auf die Perspektive an, ob uns etwas nah oder fern erscheint: Sind die Berge auf dem Bild fern oder nah? Das kann man unterschiedlich beurteilen. So kommt uns Gott manchmal nah und manchmal fern vor. Aber Hauptsache: Er ist da!

Sollten Sie in der nächsten Zeit in den Urlaub aufbrechen, dann wünsche ich Ihnen neben allen Horizonterweiterungen auch neue Erfahrungen mit Gott. Ich wünsche Ihnen, dass Sie Gottes Nähe erfahren. Und gleichzeitig wünsche ich Ihnen beim Staunen über die großartige Schöpfung Gottes auch die Ahnung, dass Gott immer auch unverfügbar und damit in gewisser Weise ferne bleibt.

Ihr Pfarrer

Joachim Rieger