Pflügen ist der erste Schritt, wenn Felder wieder bearbeitet werden. Das Feld wird umgepflügt, aufgebrochen, umgewälzt. Es ist die Vorbereitung auf das, was danach kommt.
Viele empfinden unsere Zeit gerade ebenfalls als eine Zeit des Umbruchs. Die Zeit der Ruhe und des In-Ruhe-gelassen-Werdens ist vorbei. Bekannte Strukturen in Gesellschaft und Politik ändern sich; das Klima steigt trotz allem Erreichten schneller als erwartet; Beziehungen zu anderen Ländern geraten ins Schwanken; der Friede ist unsicher geworden; die Wirtschaft stagniert; das Geld ist knapp. Das alles bringt auch in unser privates Leben viel Unruhe.
Selbst in der Kirche wird vieles umgepflügt – Pfarrstellen gekürzt, Gemeinden zusammengelegt, Gebäude überprüft, die Verwaltung umgestellt, Sparvorschläge zusammengeführt und manch anderes. Der Umbruch schafft Unruhe, manches wird schmerzvoll aufgerissen.
Wer die Hand an den Pflug legt und zurückschaut, der eignet sich nicht für das Reich Gottes sagt Jesus einmal (Lukas 9,62).
Vielleicht hilft diese Aussage von ihm, nicht alles negativ zu sehen. Das Bild des Pflügens will motivieren: Es ist die Zeit des Aufbruchs und des Aufbrechens. Jesus richtet den Blick nach vorn. Sich mit Jesus auf den Weg zu machen, heißt mit ihm in die Zukunft zu gehen. Wer die Hand an den Pflug legt, schaut nach vorn, erwartet von Gott Orientierung und nicht in der unsicheren Vergewisserung, dass bisher doch alles gut und richtig war.
Bei jedem Schritt können dabei Fragen aufbrechen nach dem Warum und dem Weshalb-so, ohne dass gleich wieder alles eingeebnet und zugedeckt wird.
Aufgebrochen wird auch jede Art von Selbstgerechtigkeit oder Oberflächlichkeit. Wir dürfen kein Gras darüber wachsen lassen, dass wir nicht im Paradies sind und unser Leben, unsere Welt noch ein weites Stück von Gottes Reich entfernt ist.
Und trotzdem richtet sich der Blick auf dieses Reich Gottes und seine Zukunft; bleibt nicht hängen an Schuld, Leid, Versagen, Leblosigkeit.
Pflügen ist harte Arbeit und braucht den Blick auf einen weiten Weg: Pflügen, Aussäen, Wachsen, Ernten. Es passiert Aufbrechendes, Umwälzendes, in mühsamer Arbeit. Es geschieht im Blick darauf, dass da, wo Verfestigtes aufgebrochen wird, Samen ausgestreut werden, Gott selbst sich mit seinem Wort hineinlegt, damit Neues wächst, lebendig wird und Leben schenkt. Es ist eine Arbeit auf Hoffnung und mit Hoffnung.
Gott sei Dank!
Ihr
Matthias Krämer