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Angedacht

Ich steh an deiner Krippen hier

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Zuhause gab es keine, aber Oma hatte eine. Und wenn wir bei ihr zu Besuch an Weihnachten waren, war sie immer aufgebaut: Die Weihnachtskrippe.

Alpenländische Darstellung. Mit einer für mich so wunderschönen Maria. Links die Könige, rechts die Hirten. In der Mitte, beleuchtet von der Laterne, die Josef trug, das Jesuskind. Obendrüber schwebte ein Engel mit einem großen, geschwungenen Schild. Auf dem stand: „Gloria in excelsis Deo“.

Ich konnte als Kind ewig vor dieser Krippe stehen, mich in die einzelnen Figuren hineinversetzen und mir vorstellen, was die wohl jetzt gerade da sagen und überlegen.

Ich wusste damals noch nichts davon, dass da zwei Evangelien zusammentreffen: dass die Hirten aus dem Lukasevangelium an die Krippe kommen und nicht so beschauliche Männer waren, sondern eher ein Strauchdieb-Image hatten. Auch nicht, dass die Könige eigentlich Sterndeuter sind und aus dem Matthäusevangelium kommen.

Ich hatte keine Ahnung von der Diskussion um die Jungfrauengeburt und von den großen Messiasverheißungen aus dem Jesajabuch. Dass Ochs und Esel aus eben jenem Prophetenbuch an die Krippe gewandert sind, war mir ebenfalls nicht klar. Aber das machte nichts. Denn alles war genau so wie es war richtig, stimmig und schön für mich. Und Weihnachten, die Menschwerdung Gottes, hatte - obwohl die Geburt damals ja vermutlich genau das Gegenteil war - etwas sehr Heiles, Schönes und Heimelig-warmes an sich.

Der Kinderglaube von damals ist durch die Jahre und das Studium längst erwachsen geworden. Dennoch bewegt es mich auch heute noch, wenn ich an einer Krippe stehe. Ich glaube, das liegt daran, dass dort etwas dargestellt wird, was uns Menschen berührt. Sicherlich: Das Bild eines Neugeborenen ist immer sehr emotional positiv besetzt, aber ich meine, dass da noch mehr drinsteckt. Es hängt direkt mit der Botschaft zusammen, für die all das steht: Dass genau dort Gottes Wort von außen zu uns kommt und sichtbar wird. Solch abstrakte Formulierungen wie „Das Wort ward Fleisch und wohnte unter uns“ (Joh 1,14) werden im wahrsten Sinne des Wortes be-greifbar.

Ich bedaure sehr, dass in unserer Zeit viele Krippendarstellungen oberflächlich glitzernden Rentier-Eiskönigin-Weihnachtswichtelszenerien gewichen sind. Ich kann mir nicht vorstellen, dass man davor andächtig werden kann und ich denke, wir nehmen den Kindern und uns selbst dadurch etwas sehr Wichtiges.

Ich freue mich deshalb über alle Krippenspiele und Krippenszenen in Häusern und Kirchen, über das im Advent entstehende Weihnachtsfenster in der Martin-Luther-Kirche und auch darüber, dass in der katholischen Marienkirche die wunderschöne Krippe noch bis Anfang Februar aufgebaut ist.

Ich wünsche Ihnen und euch eine Advents- und Weihnachtszeit mit manchen „Krippenmomenten“.

Bis denne – Ihre und eure Pfarrerin

Frauke Dietz