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Bach 1724 - Gesprächskonzert am 5. Mai

Unterwegs auf den Spuren Johann Sebastian Bachs

Das Jahr 1724 ist ein ganz besonderes Jahr für die Bachforschung. Es war das zweite Amtsjahr Johann Sebastians in Leipzig, ein Jahr zuvor war er „mangels geeigneterer Kandidaten“ doch einstimmig in das Amt des Thomaskantors gewählt worden.

In den Jahren 1723/24 komponierte er einen ersten Kantatenjahrgang und gleich im Folgejahr einen zweiten, ganz besonderen. Anstatt sich aber die Perikopentexte zu eigen zu machen, bediente sich Bach an den Chorälen seines Gesangbuches. So entstand 1724/25 ein Kantatenjahrgang, dessen Texte und musikalische Grundlagen sich aus dem reichen Schatz des Gesangbuchs bedienten. Aus den einfachen Chorälen entwickelte Bach hochkomplexe Musik und eine musikalische Ausdruckskraft, die bis heute ihresgleichen sucht.

Die Choräle, die er vertont hat, geraten zunehmend in Vergessenheit, vielfach werden sie in unseren Gottesdienst nicht mehr oder nur noch sehr selten gesungen. Die Melodien und Texte, die Bachs Zeitgenossen selbstverständlich bekannt waren, sind nicht mehr im Bewusstsein heutiger Hörer. Anlässlich des 500-jährigen Gesangbuchjubiläums hat die Mössinger Kantorei deshalb zwei Kantaten ausgesucht, deren Grundlagen nicht mehr so nah an unserer Gottesdienstrealität sind, nämlich BWV 4 „Christ lag in Todesbanden“ und BWV 126 „Erhalt uns, Herr, bei deinem Wort“. Die Texte sind alt, sperrig und häufig sehr missverstanden oder ungenau interpretiert.

Wir wollen im Konzert also einen Blick in die Komponierstube Bachs werfen, und finden dabei Lehrer wir Luther, Pachelbel und Buxtehude, die Bach zu seinen Kantaten inspirierten. Anhand von Klangbeispielen, Texten und musikalischem Wechselspiel zwischen Orgel, Orchester und Chor wollen wir das unsrige dazu beitragen, dass diese wunderbare Musik nicht in Vergessenheit gerät.

Einen kleinen Ausblick auf das Konzert gibt es schon am Ostersonntag, an dem die Mössinger Kantorei Teile der Kantate BWV 4 um 10.30 Uhr in der Martin-Luther-Kirche singen wird.

Wenn Sie also nichts mit Bachkantaten anfangen können, dann sind Sie genau richtig im Konzert. Und wenn Sie ein großer Bach-Fan sind, dann erfahren Sie sicherlich noch einiges, was Sie vorher nicht wussten. Herzliche Einladung!

Sonntag, 5. Mai 2024, 17.00 Uhr
Peter-und-Paulskirche
, Mössinger Kantorei, The Boxhorn Players, Isabelle Métrope (Sopran), Leitung: Nikolai Ott.

Konzert mit Eintritt (20€).

Angedacht

Berührungsängste?

Mimosa

Im Botanischen Garten Tübingen habe ich diese Pflanze zum ersten Mal gesehen. Als ich sie berührte, faltete sie ihre Blätter zusammen, wie es auch auf dem Bild zu erkennen ist. Die Pflanze heißt „Mimose“, volkstümlich wird sie „Rühr-mich-nicht-an“ oder lateinisch „Noli-me-tangere“ genannt.

Dieser Name stammt aus der Ostergeschichte. Als Maria von Magdala vor dem leeren Grab steht, kann sie sich von ihren bisherigen Erfahrungen mit dem Tod und verstorbenen Menschen nicht lösen.

Sie geht davon aus, dass der Leichnam Jesu verlegt worden ist. Als Jesus plötzlich selbst neben ihr steht, hält sie ihn unter Tränen und Verzweiflung für den Gärtner. Erst als Jesus sie ganz persönlich anspricht und ihren Namen nennt, kann sie begreifen, dass er lebt.

Das will Maria dann aber auch wirklich begreifen, Jesus begreifen. „Spricht Jesus zu ihr: Rühre mich nicht an!“ (Johannes 20,17)

Das konnte ich lange Zeit nicht begreifen. Hat Jesus Berührungsängste? Andere fordert er nach seiner Auferstehung auf, ihn zu berühren, damit sie ihre Zweifel überwinden können. Und anders als die meisten Männer seiner Zeit hatte er sonst keine Probleme, wenn Frauen ihn berührt hatten. Warum dann hier?

Wieder zurück nach Tübingen, dieses Mal in den theologischen Hörsaal: Bei der Beschäftigung mit dem griechischen Text eröffnet sich mir ein anderes Verständnis, das sich inzwischen auch in den neuen Bibelübersetzungen finden lässt. Jesus sagt: „Lass mich los! Halte mich nicht fest!“

Ostern – das ist für Maria die Begegnung mit Jesus, das ist neues Leben, neue Hoffnung, neue Freude, neue Liebe. Das begreift und ergreift Maria. Aber der Osterglaube ist nicht nur ein persönlicher Glaube: „Mein Friedhof, mein Ostern, mein Jesus!“ Maria bekommt den Auftrag, sich nicht an dem festzuklammern, was war oder was sie hat, sondern anderen von der persönlichen Begegnung zu erzählen, damit alle hören, erkennen, begreifen. An Ostern will Jesus uns mit Gott zusammenbringen. Sein Gott ist unser Gott. Sein Vater ist unser Vater. Die Ostergeschichte ist eine berührende Geschichte. Habe ich Angst davor und ziehe mich in meine eigene Vorstellungswelt zurück? Oder kann sich mein Leben im Osterlicht neu entfalten?

Ihr Pfarrer

Matthias Krämer